Heute kommt ein Lesehäppchen aus dem 4. Kapitel

Antje Wagner: VAKUUM, Bloomsbury, September 2012

Aus der Sicht von Alissa, einer der fünf Hauptfiguren. Die bisherigen Leseproben waren aus der Perspektive von Hannes. Viel Spaß beim Lesen!

(…)

Vogelstang lag im Norden der Stadt, die Reißinsel im Süden, in einem ausgedehnten Waldgebiet. Sie mussten einmal quer durch die Stadt. Alissa fuhr mit Leon vorneweg, Göran folgte und Samira fuhr hinten. Sie war froh, dass Leon nicht versuchte, mit ihr zu reden. Nur wenige Menschen waren unterwegs. Logisch. Es war Samstag, kurz nach sechs. Da schliefen selbst die besonders frühen Jogger noch.

Als sie den Waldpark erreichten und die einsamen Wege entlangknatterten, hätte Alissa gern den Helm abgenommen. Die Sonne ging gerade auf. Sie tastete sich zwischen den Bäumen hervor, noch ganz dünn, leckte über die Borke, dann über die Blätterkronen. Selbst durch den Helm hindurch roch Alissa die Walderde. Weit vor ihnen flitzte ein Eichhörnchen über die Straße. Sein buschiger Schwanz wehte hinter ihm her und hinterließ einen leuchtend orangefarbenen Fleck in ihrem Hirn. Sie lächelte. Und dann passierte es wieder.

Es passierte immer. Jedes Mal, wenn sie etwas Schönes erlebte, musste sie prompt an Nina denken. Und im selben Moment verwandelte sich das Schöne. War plötzlich nicht mehr schön, sondern wie mit Schlamm überzogen. Nina. Shit. Was drängte sie sich ständig dazwischen!

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