Für alle Lesehungrigen und Neugierigen ein weiteres Stück aus dem vierten Kapitel von „Vakuum“

 Aus Naturschutzgründen

(spät brütende Teichrohrsänger und Gelbspötter)

ist die Insel zurzeit gesperrt!

„Teichrohrsänger? Gibt’s die wirklich?“, fragte Samira.

Alissa nickte.

„Sieht echt gut aus. Richtig offiziell“, sagte Göran anerkennend. „Vor allem mit dem Logo vom Naturschutzbund.“

„Hoffentlich ist es respekteinflößend genug“, sagte Alissa, als sie das Plakat mit Kabelbinder an den Gitterstäben befestigte.

„Stimmt“, sagte Samira. „Wie will man sich auch als einsamer Robinson fühlen, während die halbe Stadt zwischen den Zelten herumspaziert, Campingstühle aufstellt und die Picknickkörbe auspackt?“

Alissa zog jetzt das Tor zu und sah auf das Schloss. „Ach, blöd“, sagte sie, „wir hätten irgendwas zum Zusperren mitbringen sollen. Ein paar Neugierige gibt es immer.“

„Ich hoffe, das hier reicht“, sagte Samira, öffnete ihren gigantischen Rucksack und zog etwas heraus, was seinen Umfang erklärte.

Es war eine Kette. Aber nicht irgendeine, nein. Es war ein richtig schweres Eisenteil mit dicken Kettengliedern. Das Ding nahm kein Ende.

„Krass. Wo hast du das denn her?“, fragte Leon. Und nach einer Weile: „Sag mal, wie lang ist das Teil eigentlich?“

„Zwanzig Meter“, sagte Samira, die immer noch nicht beim Ende angelangt war. „Hab ich aus der Werkstatt meines Vaters geklaut. Was Handlicheres gab’s da mal wieder nicht.“

„Zwanzig Meter! Wahnsinn! Damit können wir das Tor ja gleich dreimal komplett umwickeln“, sagte Leon.

„Na ja, Hauptsache, es hält uns die Störenfriede vom Leib, oder? – Hilf mal!“

Gemeinsam zogen sie die Kette durch die Stäbe und wickelten und fädelten und fädelten und wickelten, bis ein riesiger Kettenklumpen vor der Klinke hing.

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